Synonyme / Übersetzung(en):
Ein Vertrauensanker ist ein zentraler Punkt in einem System, dem Vertrauen entgegengebracht wird. Er kann ein Staat, ein Unternehmen, eine Person oder eine Technologie sein.
Vertrauensanker können voneinander abgeleitet sein.
In der realen Welt vertrauen wir Autoritäten, wie zum Beispiel staatlichen Institutionen. Diese staatlichen Institutionen und ihre Prozesse wirken für die gesamte Gesellschaft als organisatorische Vertrauensanker. Einem Auszug aus einem staatlich geführten Register z.B. kann man prinzipiell vertrauen. Die Autorität besteht in der gesellschaftlichen Position (kraft Gesetzes oder öffentlicher Beleihung/Bestellung), in der unterstellten Kompetenz zu sicheren Prozessen und in fehlendem Eigeninteresse der Institution, gegen das Interesse der Vertrauensgeber zu handeln. Wie bei einem Schiffsanker, der sicherstellt, dass ein Schiff nicht abdriftet, können zwischen einem Vertrauensanker und der zu beantwortenden Vertrauensfrage mehrere Glieder einer Vertrauenskette liegen.
Digitale Beispiele für organisatorische Vertrauensanker und Vertrauensketten gibt es bereits. Die eID und der digitale Führerschein sind Beispiele staatlich ausgestellter Identifizierungsmittel, die in digitalen Verwaltungsprozessen und auch bei digitalen Prozessen der Privatwirtschaft Vertrauen erzeugen sollen. Organisatorische Vertrauensanker sind dabei die sicheren digitalen Prozesse der ausstellenden Behörden, die für eine Verifizierbarkeit der digitalen Dokumente sorgen. Ein Beispiel für digitale Vertrauensketten sind Zertifikatsketten in einer Public Key Infrastructure (PKI).
Spätestens im Zuge der Entwicklung der Blockchain-Technologie kam der Gedanke auf, dass anstelle von Autorität im digitalen Umfeld auch die Mathematik als technischer Vertrauensanker dienen könnte, weil man der Mathematik im Gegensatz zu Staaten immer vertrauen könne. Ein Großteil des Vertrauens in digitale Technologien und in die Richtigkeit von Informationen gründet sich heute bereits (auch unabhängig von Blockchains) auf die Sicherheit von Kryptografie, die Verkettung von Informationen und die Redundanz verteilter Systeme. Bei der Frage, ob man der Person vertrauen kann, die diese Informationen mit diesen Technologien übermittelt, hilft die Mathematik allein aber nicht wirklich weiter. Prinzipiell sollte daher zwischen technischen und organisatorischen Vertrauensankern unterschieden werden, denn im Trustnet wird beides benötigt.